Große Sorgen

Droht im Westen der Pfalz ein Sterben der Apotheken?

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In Münchweiler im Kreis Südwestpfalz muss eine Apotheke Ende Juni schließen. Das könnte kein Einzelfall bleiben, befürchten andere Apothekerinnen und Apotheker.

Protestschild in Apotheke - Apotheker im Westen der Pfalz fürchten Schließungen
Viele Apothekerinnen und Apotheker protestieren bereits - hier ein Beispiel aus Thüringen.

"Das wird nicht das Ende sein mit der Apotheke in Münchweiler. Das wird munter so weiter gehen". Das sagt Catherin Heil, wenn sie an die Zukunft der Apotheken in der Region denkt. Sie ist die Inhaberin der Mohren-Apotheke in Lauterecken im Landkreis Kusel und der Schloss-Apotheke in Meisenheim.

Apothekerverband: 200 Apotheken in Rheinland-Pfalz geschlossen

Und mit der Befürchtung ist Heil nicht alleine - auch der Landesapothekerverband schlägt Alarm. Er teilte mit, dass es in Rheinland-Pfalz zwar momentan noch 844 Apotheken gibt, grundsätzlich gebe es aber landesweit einen starken Apotheken-Rückgang. Laut Verband wurden in den vergangenen zehn Jahren 200 Apotheken in Rheinland-Pfalz geschlossen.  

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An eine Schließung denkt Apothekerin Catherin Heil noch nicht. Obwohl auch sie mit vielen Problemen kämpft.  Vor allem sei es schwer, geeignetes Fachpersonal zu finden. Insgesamt hat Heil 30 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in ihren Apotheken. Trotzdem würde sie sich über mehr Fachpersonal freuen. "Wenn jetzt jemand kommt, würde ich ihn direkt nehmen", sagt sie. Sie glaubt, dass viele mögliche Mitarbeiter in die Industrie abwandern, weil die Arbeitsbedingungen dort besser seien. 

Apotheker treten oft in Vorleistung

Ein anderes Problem, das Catherin Heil mit anderen Apothekern in der Westpfalz teilt, sind die hohen Kosten für Medikamente. Das sei vor allem bei sehr teuren Medikamenten ein Problem. Das Geld bekämen die Apotheker zwar von den Krankenkassen zurück, das könne aber je nach Krankenkasse mehrere Wochen dauern, weiß Catherin Heil. "Da bin ich dann auch mal in Vorkasse getreten mit einem 50.000 Euro Rezept".

Vorausgesetzt die Medikamente können überhaupt geliefert werden. Denn laut der Apothekerin komme es auch manchmal zu Lieferengpässen. Gerade im vergangenen Winter sei es bei ihr und ihren Kollegen oft vorgekommen, dass manche Medikamente wie zum Beispiel Fiebersaft für Kinder nicht lieferbar waren. 

Auch im Westen der Pfalz Probleme mit E-Rezept

Dazu kommen Probleme mit dem E-Rezept. "Was eigentlich eine Erleichterung sein sollte, entpuppt sich hier gerade als Stundenfresser", sagt Catherin Heil. Ständig gebe es Systemabstürze oder das Rezept sei nicht rechtzeitig auf der Karte hinterlegt.  

Auch andere Apotheken in der Westpfalz kämpfen mit solchen Problemen. Es belastet sie vor allem, dass die Beiträge, die sie an die Krankenkassen zahlen müssen, gestiegen sind. Seit Februar 2023 müssen die Apotheken zwei Euro, anstatt wie vorher, 1,77 Euro pro verschreibungspflichtigem Arzneimittel an die Krankenkassen zahlen. Die Honorare, die die Apotheken bekommen, sind laut Catherin Heil seit mehreren Jahren aber nicht mehr gestiegen. Auch ein Inflationsausgleich habe es nicht gegeben. 

Geschlossene Apotheke "Katastrophe für Region" 

"Für die Region wäre das eine Katastrophe glaube ich", sagt Heil wenn sie daran denkt, was passieren würde, wenn sie ihre Apotheken schließen müsste. In Lauterecken gebe es zwar noch eine Apotheke, aber in Meisenheim gebe es außer ihrer weit und breit keine mehr. Dabei sorgt sich Heil vor allem um ihre älteren Kunden, für die es nicht mehr so leicht sei, in eine andere Apotheke zu kommen. 

Von der Politik wünsch sich Catherin Heil vor allem Wertschätzung für Apotheken. Gerade die Anpassung des Honorars sei ihr dabei wichtig. Dies sei das letzte Mal 2013 passiert. Und sie hofft auf das Verständnis ihrer Kunden. Es müsse besser kommuniziert werden, dass die Mitarbeiter einer Apotheke nichts für Lieferengpässe oder ein fehlerhaftes E-Rezept können, so Heil. "Wir stehen jeden Tag in der Apotheke und versuchen, das Beste draus zu machen".  

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