Bildmontage: Altes und aktuelles Foto der Theodor-Heuss-Allee in Trier

Eine Zeitreise in Bildern

Trier vor 120 Jahren: Bauten, die es heute nicht mehr gibt

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Martin Schmitt
Martin Schmitt am Mikrofon

Trier hat viele alte Häuser im Zweiten Weltkrieg verloren. Doch auch in den Jahren danach ist so manches historische Gebäude verschwunden.

Trier, was hast Du Dich verändert: Wo im Jahr 1900 noch viele noble Geschäfts- oder Wohnhäuser das Stadtbild prägten, stehen heute oftmals schmucklose Zweckbauten. Viele historische Ensembles sind in der Fußgängerzone heute gar nicht mehr oder kaum noch vorhanden. Das zeigt ein Blick in die Fotosammlung des Stadtarchivs Trier.

Brot-Ecke Johann-Philipp-Straße, um 1925. In späteren Neubauten hat nur die Figur des Hl. Philippus die Zeiten überdauert.
So sah die Ecke Brot-/Johann-Philipp-Straße um 1925 aus. Bild in Detailansicht öffnen
Die Konstantinstraße in Trier heute.
Heute hat nur die Figur des Hl. Philippus die Zeiten überdauert. Bild in Detailansicht öffnen
Brotstraße, um 1900. Im oberen Teil der Brotstraße sind das Haus "Zum Löwenstein" (Bildmitte), die folgenden Häuser und das Warenhaus Haas an der Kreuzung Brot-Neu-Fahrstraße (1911 erneuert, heute Textilkaufhaus Sinn) durch Neubauten ersetzt.
Die Brotstraße um 1900. Im hinteren Teil zu sehen ist das Warenhaus Haas, später "Insel" (an der Kreuzung Brot-/Neu-/Fahrstraße). Bild in Detailansicht öffnen
Im oberen Teil der Brotstraße sind die meisten historischen Häuser heute durch Neubauten ersetzt.
Im oberen Teil der Brotstraße sind die meisten historischen Häuser heute durch Neubauten ersetzt. Bild in Detailansicht öffnen
Fahr-Ecke Nagelstraße, um 1900. Das Kaufhaus Mauel und alle anderen Gebäude im unteren Abschnitt der alten Fahrstraße sind im heutigen Stadtbild nicht mehr vorhanden.
Fahr-/Ecke Nagelstraße um 1900 mit dem Kaufhaus Mauel. Bild in Detailansicht öffnen
Das historische Kaufhaus Mauel und die anderen Gebäude der alten Fahrstraße sind im heutigen Stadtbild nicht mehr vorhanden.
Das historische Kaufhaus Mauel und die anderen Gebäude der alten Fahrstraße sind im heutigen Stadtbild nicht mehr vorhanden. Bild in Detailansicht öffnen
Jüdemerstraße, um 1900. Nach Kriegszerstörungen und dem Bau der Sparkasse am Viehmarkt ist diese Straße aus dem Stadtbild völlig verschwunden.
Die Jüdemerstraße in der Nähe des Viehmarktplatzes um 1900. Bild in Detailansicht öffnen
Die Jüdemerstraße ist im Stadtbild heute nicht mehr vorhanden.
Nach Kriegszerstörungen und dem Bau der Sparkasse ist die alte Jüdemerstraße aus dem Stadtbild völlig verschwunden. Bild in Detailansicht öffnen
Graben-Ecke Palaststraße um 1900. Ab 1844 ersetzten mit Gas betriebene Laternen die Ölllampen als Straßenbeleuchtung.
Graben-/Ecke Palaststraße um 1900 mit einer mit Gas betriebenen Laterne als Straßenbeleuchtung. Bild in Detailansicht öffnen
Die Grabenstraße heute: Moderne Zweckbauten bestimmen das Straßenbild.
Die selbe Ecke heute: Moderne Zweckbauten bestimmen das Straßenbild. Bild in Detailansicht öffnen
Fleischstraße, um 1920. Das 6.000 Quadratmeter umfassende Areal des heutigen Einkaufszentrums "Trier-Galerie" zwischen Fleisch- und Metzelstraße war bis 2001 Standort der Verwaltung und Druckerei des 188182 von dem katholischen Geistlichen Georg Friedrich Dasbach gegründeten Paulinus-Verlages.
Fleischstraße um 1920 ... Bild in Detailansicht öffnen
Die Fleischstraße in Trier mit der Trier-Galerie.
... und heute: Die moderne Fassade des Einkaufszentrums "Trier-Galerie" dominiert das Straßenbild. Bild in Detailansicht öffnen
Viehmarkt nach Südwesten, vor 1898. Aus dem Gelände des niedergelegten Kapuzinerklosters wird 1811 der Viehmarktplatz. Der 1892 in der Platzmitte errichtete Brunnen wird 1898 entfernt.
Auf dem Viehmarkt stand Ende des 19. Jahrhunderts ein Brunnen. Bild in Detailansicht öffnen
Der Viehmarkt in Trier heute.
Der Viehmarkt in Trier heute: Der Brunnen ist weg. Er wurde schon 1898 wieder abgerissen. Bild in Detailansicht öffnen

Häuser verschwinden aus dem Stadtbild von Trier

Manche prachtvolle Einzelgebäude sind aus dem heutigen Stadtbild Triers völlig verschwunden. Das wohl bekannteste Beispiel ist das ehemalige Hotel Porta Nigra, das 1898 in preußischem Stil erbaut wurde. Erst 20 Jahre nach Kriegsende wurde das Gebäude abgerissen und durch einen eher schlichten Neubau ersetzt.

Porta-Nigra-Platz, um 1920. Baumaßnahmen der 1950er und 1960er Jahre verändern den Bereich NordalleeEcke Paulinstraße nachhaltig: Auch das 1898 erbaute Hotel "Porta Nigra" wird durch einen Neubau ersetzt.
Der Porta-Nigra-Platz um 1920: Links steht das Hotel Porta Nigra. Bild in Detailansicht öffnen
So sah das Hotel Porta Nigra noch 1965 aus: Damals stand der Abriss unmittelbar bevor.
So sah das Hotel Porta Nigra noch 1965 aus: Damals stand der Abriss unmittelbar bevor. Bild in Detailansicht öffnen
Das historische Hotel Porta Nigra existiert heute nicht mehr.
Das alte Hotel existiert heute nicht mehr. Es wurde durch einen schmucklosen Neubau (links) ersetzt. Bild in Detailansicht öffnen
Weberbach, um 1900. In der "Weberbach" stehen in der Zeit um 1900 noch mehrere gotische Häuser, darunter das stuckverzierte Haus "Zum Kronenbaum", Zunfthaus der früher in der Straße ansässigen Färber (von links).
Ein Blick in die Weberbach um 1900. Zu dieser Zeit stehen dort noch mehrere gotische Häuser. Bild in Detailansicht öffnen
Die Weberbach in Trier heute.
Die Weberbach in Trier ist heute vor allem autofreundlich. Bild in Detailansicht öffnen

Bahnhofsvorplatz: Früher "Visitenkarte" von Trier

Völlig anders als heute präsentierte sich vor 120 Jahren auch der Bahnhofsvorplatz in Trier: Um 1900 war der Platz von historischer Architektur dominiert und eine echte "Visitenkarte" der Stadt. Das prunkvolle Hotel "Reichshof" musste Ende der 1950er-Jahre einem modernen Büro- und Geschäftshaus weichen.

Bahnhofsplatz mit Hotel "Reichshof", um 1900. Der Bahnhofsplatz wird von historistischer Architektur dominiert.
Bahnhofsplatz mit Hotel "Reichshof" um 1900. Der Bahnhofsplatz in Trier sah vor 120 Jahren ganz anders aus als heute. Bild in Detailansicht öffnen
Zweckbau heute: Das Heitkamp-Haus am Hauptbahnhof.
Heute steht ein trister Zweckbau an der Stelle: Das "Heitkamp-Haus". Es wurde 1958/59 als Büro- und Geschäftshaus gebaut. Bild in Detailansicht öffnen
Pferdebahnverkehr in der Bahnhofstraße, 1904. Seit 1891 ist die Strecke Hauptbahnhof-Hauptmarkt der Pferdebahn zweigleisig angelegt.
Im Jahr 1904 fuhr die Pferdebahn in der Bahnhofstraße. Bild in Detailansicht öffnen
Die Bahnhofstraße in Trier heute.
Die Bahnhofstraße in Trier heute. Immerhin ein paar historische Gebäude stehen noch. Bild in Detailansicht öffnen
Nordallee, um 1900. 1857 wird der nordöstliche Teil des Alleenrings geschaffen und erhält den Namen Nordallee (seit 1963 Theodor-Heuss-Allee).
Nordallee um 1900. Damals wurde der Alleenring geschaffen und erhält den Namen Nordallee (seit 1963 Theodor-Heuss-Allee). Bild in Detailansicht öffnen
Die Theodor-Heuss-Allee in Trier heute.
Heute steht dort die Zentrale der Sparkasse Trier. Die Gebäude hinten im Bild in der Petrusstraße haben die Jahrzehnte überdauert. Bild in Detailansicht öffnen

Experte: Stadtplaner wollten mit Vergangenheit abschließen

"Nach dem Krieg ging es darum, schnellstmöglich die Stadt wieder aufzubauen", sagt der Vorsitzende des Vereins "Trier Forum", Bertrand Herberich. "Man wollte auch mit der Vergangenheit abschließen - der preußischen und natürlich auch der nationalsozialistischen." Das "Trier Forum" setzt sich seit Jahren für den Erhalt der historischen Baukultur in Trier ein.

"Bei der Modernisierung der Stadt haben die Stadtplaner damals besonderen Wert darauf gelegt, die Stadt autofreundlich zu gestalten", so Herberich. Ein "perfektes Beispiel" dafür sei die Unterführung an der Porta Nigra gewesen: "Autos oben, Fußgänger unten."

"Sehen Sie sich die Achse Porta Nigra - Simeonstraße - Brotstraße - Neustraße an und zählen Sie mal die Bäume und Grünanlagen."

Ein weiteres negatives Element der Stadtplanung der Nachkriegszeit sei es gewesen, alle als unnötig erachteten Grünflächen zu reduzieren oder gar zu eliminieren. "Sehen Sie sich die Achse Porta Nigra - Simeonstraße - Brotstraße - Neustraße an und zählen Sie mal die Bäume und Grünanlagen", so Herberich.

Steipe am Hauptmarkt wiederaufgebaut

Es sei aber in den 1960er und 70er-Jahren nicht alles schlecht gelaufen. Als positives Beispiel nennt der Vorsitzende des "Trier Forums" die Steipe am Hauptmarkt. Nach der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg sollte die Ruine einer neuen Straßenführung weichen.

Engagierte Menschen aus Trier hätten dies verhindert. Die Steipe sei wiederaufgebaut worden. "Ohne die Steipe wäre der Hauptmarkt, so wie er sich heute präsentiert, undenkbar. Die Steipe sollte uns ein Vorbild für die Zukunft sein", so Herberich.

Die Steipe auf dem Hauptmarkt in Trier heute.
Gelungenes Beispiel: Die Steipe auf dem Hauptmarkt in Trier. Von 1968 bis 1970 wurde der Gebäudekomplex originalgetreu wiederaufgebaut. Bild in Detailansicht öffnen
Steipeneck nach der Zerstörung und dem Wiederaufbau. Am 21. Dezember 1944 werden die Steipe und benachbarte Häuser am Hauptmarkt nahezu vollständig zerstört. Erhalten bleiben nur Kellergewölbe, ein Hofflügel von 1559 mit Treppenturm und das Hahnenhaus an der Dietrichstraße.
So sah das "Steipeneck" nach der Zerstörung und vor dem Wiederaufbau in den 1950er-Jahren aus. Bild in Detailansicht öffnen

Historische Gebäude verschwinden auch heute noch

Der Verein "Trier Forum" appelliert an private Bauträger und Investoren, verantwortungsvoller mit der historischen Bausubstanz in Trier umzugehen. Vorsitzender Herberich beobachtet derzeit, dass an verschiedenen Stellen der Stadt "heimlich, still und leise" historische Gebäude durch phantasielose Investoren-Architektur ersetzt werden.

"Wir müssen aufpassen, dass die bestehende Qualität der Stadt und ihre große Anzahl an Denkmälern nicht unter die Räder wirtschaftlicher Interessen von Investoren gerät", so Herberich.

Hetzerath

Ein Herz für alte Baukunst und Denkmalschutz

Constanze wohnt in der alten Kutschenstation von Hetzerath. Mit viel Liebe für die historische Bausubstanz hat die Kunsthistorikerin das Gebäude denkmalschutzgerecht restauriert.

Mainz

Leben & Gesellschaft 50 Jahre „Elsa“ – Mainzer Hochhaussiedlung mit bewegter Geschichte

Die bis zu 23 Stockwerke hohen Betonklötze in der Mainzer Elsa-Brändström-Straße gefallen nicht jedem. Doch sie haben ihren eigenen Charme, sagt Kunsthistoriker Robinson Michel, der selbst in der „Elsa“ wohnt.

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