Rauchschwalben gibt es nur noch sehr wenige. Denn sie sind sehr anspruchsvoll was ihren Lebensraum angeht. Zum Nisten bevorzugen sie Scheunen, Ställe und auch Tiefgaragen - wie in Trier.

NABU Rheinland-Pfalz West informiert

Bauarbeiten am Haus: Wie Schwalben und Fledermäuse überleben können

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Christian Altmayer
Foto von Christian Altmayer, Redakteur bei SWR Aktuell im Studio Trier

Wer sein Haus renoviert, sollte auf geschützte Tiere Rücksicht nehmen. Denn wer Nester zerstört, riskiert Strafen. Wie es richtig geht - darüber klärt der NABU in Trier auf.

Wer die letzten Rauchschwalben von Trier sucht, muss erst über einen Hinterhof gehen und dann in eine Tiefgarage im Norden der Stadt. Ein Mensch würde in diesem düsteren Keller sicher nicht gerne wohnen. Doch für die seltenen Vögel ist es das perfekte Zuhause. Denn sie brüten am Liebsten in Innenräumen und heften ihre Nester an raue Wände.

Gudrun Zollitschka kümmert sich beim NABU um Schwalben und Mauersegler. Sie hat die Rauchschwalben in der Tiefgarage in Trier-Nord entdeckt.
Gudrun Zollitschka kümmert sich beim NABU um Schwalben und Mauersegler. Sie hat die Rauchschwalben in der Tiefgarage in Trier-Nord entdeckt.

In der Garage finden sie sich die Lehmschalen an den Mauern und an Neonlampen. Noch sind die Schwalben aber nicht aus ihren Winterquartieren zurückgekehrt. Doch schon bald dürften sie einfliegen. Und das haben sie auch der Arbeit von Gudrun Zolitschka vom Naturschutzbund (NABU) Trier zu verdanken.

Ungewöhnliches Zuhause: Rauchschwalben haben in Trier-Nord ein Nest in einer Tiefgarage gebaut.
Ungewöhnliches Zuhause: Rauchschwalben haben in Trier-Nord ein Nest in einer Tiefgarage gebaut.

Nester entfernen, steht unter Strafe

Die ehrenamtliche Tierschützerin hat früher in der Nähe gewohnt und die Rauchschwalben in der Garage entdeckt. Seitdem reinigt und pflegt sie die natürlichen Nester und hat auch einige Kunstnester mit Kotbrettern installieren lassen: "Wir hoffen jetzt, dass die Vögel sie auch annehmen."

Das ist so herzzerreißend. Da legen die Tausende Kilometer zurück und kommen zurück und ihr Zuhause ist weg. Ich finde, das geht nicht.

In der gesamten Stadt kümmert sich Zollitschka auch um die etwas häufigeren Mehlschwalben. Sie schaut auch, dass niemand ihre Nester entfernt, was leider auch in Trier häufig vorkomme. Etwa, weil die Tiere auf Fassaden und Gehwegen ihre Spuren hinterlassen: "Das ist so herzzerreißend. Da legen die Tausende Kilometer zurück und kommen zurück und ihr Zuhause ist weg. Ich finde, das geht nicht."

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Das sieht auch der Gesetzgeber so. Laut Bundesnaturschutzgesetz ist es verboten, Nistplätze von geschützten Tieren wie Schwalben, Mauerseglern oder Fledermäusen zu beschädigen oder zu entfernen. Es drohen Geld- oder Haftstrafen.

Polizei ermittelt wegen Verstößen gegen Naturschutzgesetz

Seit zwei bis drei Jahren werden solche Straftaten auch dem NABU in Trier immer öfter gemeldet, sagt Sarah Peters von der Regionalstelle Rheinland-Pfalz West: "Besonders in Trier sind die Leute sehr sensibel geworden, was den Artenschutz angeht."

Die Biologin Sarah Peters koordiniert die Projekte bei der NABU Regionalstelle Rheinland-Pfalz West in Trier.
Die Biologin Sarah Peters koordiniert die Projekte bei der NABU Regionalstelle Rheinland-Pfalz West in Trier.

Die Bürger schicken Fotos, wenn der Nachbar das Haus umbaut und dabei zum Beispiel Schwalbennester entfernt. Es seien in diesem Jahr auch schon Anzeigen bei der Polizei eingegangen und Ermittlungen eingeleitet worden. "Obwohl oft auch keine böse Absicht dahinter steckt", sagt Peters. Viele Bauherren wüssten gar nicht, dass sie bei der Haussanierung auch auf geschützte Tiere achtgeben müssen.

Fledermäuse können sich im ganzen Haus verstecken

"Nester von Schwalben zum Beispiel sind ja leicht zu erkennen", sagt Peters. Auch wenn der Mauersegler ein- und ausfliegt, bekomme man das mit. Fledermäuse zu entdecken, sei aber kniffliger, sagt Peters. Einerseits weil sie erst in der Dämmerung jagen und andererseits, weil sie sich in allen möglichen Ecken eines Hauses verstecken. Sie leben in Rollladenkästen, unter Dachziegeln und Mauerritzen.

Die Zwergfledermaus passt in eine Hand. Das kleine Tier kann sich auch in Häusern leicht verstecken. Wer sie bei Bauarbeiten übersieht, riskiert aber eine Strafe.
Die Zwergfledermaus passt in eine Hand. Das kleine Tier kann sich auch in Häusern leicht verstecken. Wer sie bei Bauarbeiten übersieht, riskiert aber eine Strafe. Bild in Detailansicht öffnen
Die Mehlschwalbe baut Nester aus Lehm. Anders als die Rauchschwalbe baut sie die aber lieber draußen als in Innenräumen.
Die Mehlschwalbe baut Nester aus Lehm. Anders als die Rauchschwalbe baut sie die aber lieber draußen als in Innenräumen. Bild in Detailansicht öffnen
Mauersegler wohnen am Liebsten am höchsten Punkt eines Hauses. Die Vögel gehören zu den Arten, die bei einer Haussanierung geschützt werden müssen.
Mauersegler wohnen am Liebsten am höchsten Punkt eines Hauses. Die Vögel gehören zu den Arten, die bei einer Haussanierung geschützt werden müssen. Bild in Detailansicht öffnen
Rauchschwalbe füttert ihre Jungen.
Rauchschwalben sind seltener als Mehlschwalben. Auch, weil sie sehr anspruchsvoll bei der Auswahl ihrer Nistplätze sind. Bild in Detailansicht öffnen

In etwa jedem vierten Haus in der Region wohnen Fledermäuse, oft ohne dass die Besitzer das wissen. Häufig würden die Tiere dann erst bei den Bauarbeiten entdeckt. "Und dann kommt es im schlimmsten Fall zu einem Baustopp bis die Tiere umgesiedelt wurden", sagt Peters.

Vor Bauarbeiten: immer einen Gutachter beauftragen

Deshalb rät die Fachfrau dazu, vor größeren Umbauten - etwa an der Fassade oder am Dach - immer einen Gutachter eines Spezialbüros hinzuzuziehen. "Wenn Sie nur die Haustür austauschen, ist das nicht nötig", sagt Peters: "So ein Gutachten kostet ja auch ein paar Euro." Wenn die Tiere aber erst beim Bau entdeckt werden, kann es noch teurer werden.

Im Trierer Norden nisten sehr viele Schwalben. Und den meisten Anwohnern - wie hier in der Lindenstraße - gefällt das.
Im Trierer Norden nisten sehr viele Schwalben. Und den meisten Anwohnern - wie hier in der Lindenstraße - gefällt das.

Trotzdem sollte man die Tiere nicht als lästiges Übel begreifen, findet Gudrun Zollitschka, sondern als Mitbewohner, so wie es die Anwohner der Zurmaiener Straße im Trierer Norden schon vormachen. In diesem Straßenzug gehen die Mehlschwalben seit Jahren ein und aus. "Und vor allem die jüngeren Bürger freuen sich hier im Sommer, wenn die Schwalben hier melodisch kreischend durch die Luft segeln", sagt die Tierschützerin.

Bestände der seltenen Tiere erholen sich nicht

Bis jetzt hat sie mit ihrem Team mehr als 50 der seltenen Vögel in der Stadt angesiedelt. Damit es noch mehr werden, berät der NABU jede Woche Menschen in der Regionalstelle in Trier im Umgang mit den geschützten Tieren. Die Umweltschützer informieren auf Veranstaltungen wie der Trierer Öko-Messe und helfen beim Bau von Nistkästen und Kunstnestern.

Ihr Ziel ist, die Artenvielfalt in der Stadt und dem Umland zu erhalten. Was trotz der Erfolge eine Herausforderung bleibt, wie Fachfrau Sarah Peters sagt: "Die bedrohten Tiere sind weiter auf dem Rückgang, von einer Erholung der Bestände kann leider noch keine Rede sein."

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